Zossen. Was sollten Eltern bei der Mediennutzung ihrer Kinder besonders während der Corona-Krise beachten?
Kinder und Jugendliche verbringen während der Corona-Krise durch Schulschließungen wesentlich mehr Zeit in den Onlinenetzwerken und mit Online-Spielen als zu anderen Zeiten. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK Gesundheit stieg die durchschnittliche Verweildauer von 10- bis 17-jährigen in den sozialen Medien werktags um 66 Prozent nach dem ersten Lockdown an. Die Nutzungsdauer von Onlinespielen an diesen Tagen stieg demnach um 75 Prozent.
Durch Home-Schooling, Onlineunterricht, Treffen von Freunden in den sozialen Medien, Spielen am PC statt im Freien, verbringen Kinder und Jugendliche in der Corona-Krise mehr Zeit vor Bildschirmen. Für Familien ist der veränderte Alltag eine Herausforderung und verlangt ein Umdenken beim Thema Mediennutzung.
Viele Kinder und Jugendliche nutzen zu Hause Medien für die Bewältigung der schulischen Aufgaben. Jetzt ist es wichtig, zwischen Freizeit und Lern- bzw. Arbeitszeiten zu unterscheiden.
Es ist verständlich, dass es Eltern gerade jetzt schwerfällt, Regeln im Lockdown konsequent durchzusetzen. Auf der einen Seite sind sie selbst belastet und müssen auch arbeiten. Auf der anderen Seite fehlen einfach die Alternativen für die Kinder. Im Sportverein darf nicht trainiert werden, Freunde können sich nicht treffen, Freizeiteinrichtungen haben geschlossen. Da geht es dann ganz schnell, dass man Kindern öfter erlaubt, Spiele am Computer, Handy oder Tablet zu spielen. Eltern müssen gerade jetzt eine Balance finden, den Wünschen ihrer Kinder nachzugeben und andererseits ihrer Verantwortung gegenüber den Kindern gerecht zu werden.
Es empfiehlt sich generell bei der Nutzung von Medien zu unterscheiden, was Kinder und Jugendliche konkret mit Medien machen.
Für Eltern ist es oft schwierig zu beurteilen, was ihre Kinder am Bildschirm machen. Mit den Kindern im Gespräch zu bleiben ist dabei außerordentlich wichtig. Weiterhin sollten Eltern besonders jetzt noch genauer hinschauen, wann und wie lange ihre Kinder Zeit mit Online-Spielen und in sozialen Netzwerken verbringen. Diese Art des Medienkonsums sollte auch in Corona-Zeiten in die unterrichtsfreie Zeit bzw. nach Erledigung der Schulaufgaben gelegt werden. Sie sollte, wie zuvor auch, zeitlich begrenzt sein. Eltern sollten ganz genau wissen, welche Aufgaben ihr Kind digital zu erledigen hat und wie viel Zeit es dafür aufwendet.
Als Erziehende sind Eltern die Experten für ihre Kinder und wissen am besten, welche Freiräume sie ihnen zugestehen können. Ideal ist es, wenn Kinder wissen, dass ihre Eltern bei auftretenden Problemen immer als Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Besonders in dieser Zeit, die oftmals von Kindern als belastend und beängstigend empfunden wird.
Kinder und Jugendliche orientieren sich in ihrem Verhalten an Vorbildern in ihrer Umgebung. Wenn Regelungen zur Mediennutzungszeit in der Familie gefunden werden sollen, müssen Erwachsene also auch immer ihre eigene Vorbildfunktion mitdenken.
Einfache Grundregeln, wie zum Beispiel ein Smartphone-Verbot beim gemeinsamen Familienessen, sollten natürlich auch in der Corona-Krise bestehen bleiben.
In kaum einer Familie läuft die Debatte über die Mediennutzung ganz ohne Konflikte ab. Deshalb ist es gut – wie bei allen Meinungsverschiedenheiten – einen respektvollen Umgang miteinander zu haben. Dazu gehört zum Beispiel, sich die gegenteiligen Standpunkte anzuhören. Regeln zur Mediennutzung sind vor allem nachhaltig, wenn sie von allen Familienmitgliedern gemeinsam ausgehandelt werden und auch immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst werden.
Klare Vereinbarungen und aufrichtige Zuwendung stärken die Eltern-Kind-Bindung und schaffen Vertrauen.
Text: Gabriele Schönfeld, Diplom-Pädagogin/Sucht- und Sozialtherapeutin in der AWO Erziehungs- und Familienberatungsstelle
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