21.07.2016
Wer nicht hören kann muss sehen können

Lübbenau/Spreewald. Die AWO Wohnstätte für Menschen mit Behinderungen ist bisher mit einer Brandmeldeanlage ausgestattet, welche bei Gefahr akustische Signale sendet. Beim Ertönen dieser Signale reagieren alle Bewohnerinnen und Bewohner, indem sie auf dem schnellsten Wege das Haus verlassen. Regelmäßig finden entsprechende Übungen statt, um das Verhalten in dieser Gefahrensituation zu üben.

Diese Übungen sind wichtig und notwendig, da das Signal sehr laut und durchdringend ist. Anfangs reagierten die sensiblen Bewohnerinnen und Bewohner teilweise panisch und verärgert, da sie ihre Tätigkeiten unterbrechen mussten und ihr ausgeführter Ablauf somit gestört wurde. Die gehörlosen Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnstätte reagierten ebenfalls verständnislos, denn sie verstanden nicht, warum sie das Haus verlassen sollten. Nach einigen Übungen klappte es jedoch gut. Fast alle unterbrechen seitdem sofort ihre Tätigkeiten – mit Ausnahme der gehörlosen Bewohner. Es wurde überlegt und sich erkundet, wie dies optimiert werden konnte und so entstand daraus das Projekt zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben: Barrierefreiheit schaffen, um die Möglichkeit des selbstständigen Agierens zu bieten. Es fand sich ein Elektrounternehmen mit Kompetenz Center, welches das Anliegen der AWO Wohnstätte verstand. Mit Unterstützung der Aktion Mensch konnte das sich entwickelnde Projekt verwirklicht werden.

Im Juni dieses Jahres baute die Elektrofirma die visuelle Alarmierung sowie ein - sich unter dem Kopfkissen befindliches - Vibrationskissen ein und schaltete dieses Alarmierungssystem auf die hausinterne Brandmeldeanlage auf. Anschließend nahm ein Mitarbeiter des TÜV Rheinland die erweiterte Anlage ab. Folgend ging es darum, die gehörlosen Bewohner einzuweisen. Dies übernahmen - mit allen Schwierigkeiten - die Bezugsbetreuer.

Am 6. Juli erfolgte dann die „Feuerprobe“. Gemeinsam mit der Elektrofirma wurde der erste Probealarm durchgeführt. Die Bewohnerinnen und Bewohner hielten zu dieser Zeit ihre Mittagsruhe, als der Alarm einsetzte. Zunächst passierte nichts. Doch schnell öffneten sich die Türen und alle Bewohnerinnen und Bewohner traten ins Freie.

Auch zukünftig werden weiterhin regelmäßig Probealarme durchgeführt werden, immer in der Hoffnung, dass es stets Probealarme bleiben. Auch wenn nunmehr festgestellt wurde, dass alle auch für einen Ernstfall vorbereitet sind.

Text/Fotos: Uta Staudler/awo