Cottbus. Ein gemeinschaftliches Projekt der AWO Wohnstätte für Menschen mit chronisch psychischer Erkrankungen mit der AWO Integrationskita "Sonnenblume" sowie interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des AWO Generationentreff hinterlässt nach Abschluss viele positive Erinnerungen und Erfahrungen.
"Wir blicken zurück auf ein erfolgreiches Projekt, mit sehr vielen positiven Erinnerungen und Erfahrungen.", so Gabriele Obst, Einrichtungsleiterin der AWO Wohnstätte in Cottbus.
Das Filzprojekt mit der AWO Integrationskita „Sonnenblume“, Bewohnerinnen und Bewohnern der AWO Wohnstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem AWO Generationentreff fand in der Clara-Zetkin-Straße 14 statt. Sechs Kinder kamen aus der I-Kita regelmäßig in die Clara-Zetkin-Straße, um zusammen mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Wohnstätte und Teilnehmern des Generationentreffs zu filzen. Die Filztermine fanden 14tägig statt und erstreckten sich jeweils über 1,5 - 2 Stunden (je nach Verfassung und Geschwindigkeit der Teilnehmer). Insgesamt dauerte das, von der Aktion Mensch geförderte Projekt, ein Jahr.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes waren von der weichen Wolle sehr angetan. Es war für alle ein haptisches Erlebnis, sie zu berühren und auszulegen. Sehr wichtig für dieses Projekt war das Zusammensein in einer Gruppe die sich nicht aus dem jeweiligen Lebenszusammenhang ergeben hätte oder deren Mitglieder sich ohne das Projekt nicht kennengelernt hätten. Die Kindergartenkinder wurden bei jedem Treffen freudig erwartet. Oft kam schon vorher die Frage, ob denn die Kinder heute wieder zum Filzen kämen. Und sie kamen fast immer und freuten sich auch aufs gemeinsame Filzen. Sowohl die Kinder als auch die Älteren konnten in dieser Zeit durch das Zupfen, Reiben, Rollen des Filzes ihre motorischen Fähigkeiten entwickeln oder erhalten und dabei über ihre gewohnten Grenzen hinausgehen – und damit auch über ihre gewohnten Gehirnleistungen.
Das Fertigstellen des Gefilzten erforderte weit mehr Geduld als normalerweise für kreative Arbeiten gebraucht wird. Weiter und weiter die Hände zu bewegen, den Filz immer noch weiter zu rollen, damit ein gutes Ergebnis entsteht und dies wirklich auch durchzuhalten, das war eine Herausforderung. Die Älteren hatten ganz schön zu tun, genug Kraft in den Armen aufzubringen, um ausdauernd den Filz rollen zu können. Deshalb machten einige Pausen, wenn sie es benötigten. Wer mal nicht weiter filzen konnte, bekam Hilfe von den Betreuerinnen und Betreuern und dann konnte es auch wieder weitergehen. Die Kinder verloren manchmal gegen Ende ihre Konzentration. War die Zeit der Konzentration auch recht lang für Fünfjährige, so konnten sie mit einer neuen kleinen Filzidee oder der Aussage, dass sie gleich fertig wären, wieder zum Weitermachen animiert werden. Letztendlich haben diese Geduldsproben aber alle gemeistert und gingen stärker daraus hervor.
Mit schon wenigen Filzstunden können wichtige Prozesse, wie beispielsweise die Angst bei Unsicherheit zu überwinden oder Geduld zu üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer positiv stärken. Sie durchlaufen diesen Weg unter geschützten Bedingungen in der Gruppe, welche idealerweise einen positiven Einfluss haben sollte, um das Ganze zu einem guten Abschluss bringen zu können. Die Gruppe reflektiert die Arbeit des Einzelnen und kann mit Bemerkungen stärken und motivieren, aber auch schwächen. Die Reflektion erfolgt meist in Bezug auf die Arbeit der anderen in der Gruppe. Jeder einzelne zieht bewusst oder unbewusst einen Vergleich seines Ergebnisses mit dem Ergebnis der anderen in der Gruppe. Das Vergleichen kann jedoch die eigene Leistung schmälern oder eben auch höher erscheinen lassen als sie eigentlich ist.
Sowohl Gruppenarbeiten als auch das individuelle Filzen lassen beim Filzen in der Gruppe ein Gefühl von Eingebunden sein in einen größeren Zusammenhang erfahren. Gruppenarbeiten heben verstärkt den Aspekt des Zusammenseins hervor und stärken die Gruppe, das Grundgefühl dabei: wir schaffen etwas Tolles zusammen.
Am „Tag der Begegnung“ wurden die entstandenen Filzarbeiten in der AWO Wohnstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen ausgestellt. Alle Gäste konnten sehen und bewundern, was bei diesem - durch die Aktion Mensch geförderten - Filzprojekt entstanden ist und selbst unter fachlicher Anleitung das Filzen ausprobieren.
Im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer möchten sie alle bei AKTION MENSCH für die Unterstützung und die damit verbundene Durchführung des Projektes Filzen-„Von der Wolle zum fertigen Objekt“ recht herzlich bedanken.
(Text/Fotos: Gabriele Obst, Einrichtungsleiterin der Wohnstätte)