Kemlitz. In ein großes Kinderparadies hat sich am Samstag das Ferien- und Freizeitzentrum auf dem Gut in Kemlitz verwandelt. Ein gemeinsames „Zwergensommerfest“ veranstalteten die Netzwerke „Gesunde Kinder“ der Landkreise Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster zum ersten Mal auf dem Gelände.
Ellen und Robert Schmidt kommen mit ihren Kindern Kilian-Joel (3) und Enny-Lane (1) gerade von der Teddysprechstunde. Ein großes Pflaster hat Puppe „Caillou“ über dem rechten Ohr. „Sie ist gegen die Wand gerannt, hat geblutet und sich das Bein gebrochen. Aber der Arm ist nur verstaucht“, erzählt der dreijährige Kilian-Joel aufgeregt. Fachgerecht behandelt wurde die Puppe von Simone Thomas, Chirurgin am Krankenhaus in Herzberg. Während bei ihr schon der nächste kleine Patient aus Plüsch auf dem Tisch liegt, hat Familie Schmidt die nächsten Ziele im Visier – Schminken, Bobbycar-Fahren und Streichelzoo. „Der Tag hier ist wirklich schön gemacht für die Kinder“, sagt Mutter Ellen. Die Netzwerk-Idee sei eine gute Sache, „vor allem, wenn man sein erstes Kind kriegt“, sagt die Lübbenerin. Sie selbst sei von den Hebammen gefragt worden, ob sie Unterstützung brauche, als sie ihre Tochter entband, doch sie hatte mit ihrem Sohn schon Erfahrungen gemacht. „Meine Freundin hat eine Patin und ist sehr begeistert, weil sie damit eine Ansprechpartnerin hat“, ergänzt die junge Mutter, die daran denkt, ihre eigenen Erfahrungen weiterzugeben, „weil ich es wichtig finde, dass wir als junge Paten wie eine Freundin helfen“, so Ellen Schmidt.
Nancy Breitzke aus Finsterwalde praktiziert diese Patenschaft bereits. Im Sommer 2010 habe sie sich auf eine Anzeige hin gemeldet, Schulungen besucht und schon bald ihre erste Patenfamilie betreut.
Geben und nehmen
Der Kontakt zur zweiten Familie entstand bereits vor der Geburt des Kindes. „Ich helfe gerne und es ist ein wirklich tolles Geben und Nehmen“, erzählt die Finsterwalderin. Denn die Familien ließen sie an vielen Ereignissen mit den Kindern teilhaben. „Sie rufen an, wenn die Kinder die Zähne bekommen oder wenn sie wichtige Untersuchungen erledigt haben, weil sie einfach glücklich sind“, so Nancy Breitzke. „Wenn ich mit den Kindern auf der Krabbeldecke sitze und sie spielen mit mir, dann ist das ein ganz wunderbares Gefühl“, beschreibt sie, was diese Patenschaft für sie selbst wertvoll macht.
Jungen Eltern während der ersten drei Lebensjahre eines Kindes erfahrenere Paten zu vermitteln, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, bei den vielfältigen Herausforderungen, die so ein kleiner Erdenbürger an Mütter und Väter stellt, das ist der Sinn der Netzwerke „Gesunde Kinder“. „Wir müssen über die Grenzen der Landkreise hinaus denken, denn die Eltern wählen den Ort der Entbindung nicht unbedingt dort, wo sie wohnen“, erklärt Anette Steffen, Netzwerkkoordinatorin im Landkreis Teltow-Fläming. So sei die Idee des gemeinsamen Sommerfestes entstanden.
Über 1000 Familien seien nach Kemlitz eingeladen worden und ebenso die rund 250 Paten mit ihren Familien, sagt sie. Rund 40 Helfer der Arbeiterwohlfahrt und des Arbeiter-Samariter-Bundes sowie der zum Netzwerk zählenden Kliniken und weitere Partner hätten vielfältige Angebote zum Spielen, Experimentieren, Mitmach-Aktionen und vieles mehr auf das Gelände des Gutes gebracht.
250 Paten im Einsatz
Die Familien kamen zahlreich und aus allen Regionen. „Der Tag hier ist wirklich schön gestaltet und ich finde es wichtig, dass ganz viele Kinder zusammen sind“, sagt Katja Zegenhagen aus Schäcksdorf bei Drahnsdorf. Zudem sei die Atmosphäre hier auch unter den Eltern sehr angenehm. „Eine solche Patenschaft hätte ich mir beim ersten Kind auch gewünscht. Es ist aber sicher eine schöne Sache, eigene Erfahrungen weiterzugeben“, fügt die Mutter von Franz (4) und Ben (5) an. Zur Zeit existieren landesweit 18 Netzwerke. Begleitet werden rund 4000 Familien von etwa 1000 Paten.
(Birgit Keilbach, Lausitzer Rundschau)