Der Mai ließ das Getreide gedeihen, der Juni hingegen war viel zu trocken und führte vielerorts zu frühreifem Getreide. Wie Lausitzer Landwirte das Erntejahr einschätzen.
Ausgesprochen vielversprechend startete für Landwirt Heiko Terno vom AWO Reha-Gut Kemlitz die Ährenausbildung des angebauten Getreides: „Im Mai hatten wir sehr gute Bedingungen. Der Monat war so, wie er sein soll: kühl und nass.“ Das hätte schon Hoffnungen geschürt auf einen endlich wieder einmal überdurchschnittlichen Ernteertrag nach den Ausfällen der vergangenen Dürrejahre. Nach Ablauf des Junis hingegen, der so gut wie gar keinen Niederschlag gebracht habe, hätten die Erwartungen dann doch deutlich nach unten korrigiert werden müssen. „Wir sind daraufhin nur noch von einem durchschnittlichen Ertrag ausgegangen“, sagt er.
Doch auch diese zurückhaltenden Erwartungen seien letztlich noch enttäuscht worden. „Dass die Ernte am Ende doch so schlecht ausfallen würde, stand unseren ersten Einschätzungen dann wirklich total entgegen“, meint er. Der Körneransatz sei durch die Bedingungen im Mai gut gewesen, die Ähren hätten auch viele Körner angesetzt. „Aber in dem sehr trockenen Juni konnten sich die Körner dann nicht ausbilden.“ Über alle Getreidearten hinweg hätten sich so nur viele kleine Körner entwickeln können, die in der Qualität hinter der Norm geblieben seien. „Auch der Raps ist in diesem Jahr alles andere als ideal gewachsen.“ Hohe Temperaturen gepaart mit wenig Niederschlag haben in Teilen dazu geführt, dass die Pflanzen ihr Wachstum frühzeitig abgeschlossen haben und die Kornfüllung unzureichend war, teilt auch Thomas Goebel, Vorsitzender vom Bauernverband Südbrandenburg, mit. Ab 54 Grad setze die Eiweißgerinnung in den
Pflanzen ein und schließe ihr Wachstum frühzeitig ab. „Das Ergebnis waren frühreifes Getreide, kleine Körner und wenig Backqualität. Die durchschnittlichen Erträge sind vergleichbar mit 2020, in Teilen sogar schwächer, wobei starke regionale Unter schiede zu verzeichnen sind. Landstriche, die zum richtigen Zeitpunkt Regen abbekommen haben, waren weniger stark betroffen. An Standorten, die der Regen ausgespart hat, sind die Ernteergebnisse hingegen noch schlechter als 2020.“ Auch der gewohnte Erntefluss sei in diesem Jahr gestört gewesen. Aufgrund von Niederschlägen während der Erntezeit sei es immer wieder zu Ernteunterbrechungen gekommen, erklärt Goebel.
Die Marktpreise für das Getreide seien gut, schätzt Heiko Terno ein. „Viel gewinnen wir dadurch aber nicht, denn der Großteil der Getreideernte wird für die Versorgung unserer Tiere eingesetzt.“ Die Erzeugerpreise für Schwein und Milch passten dabei überhaupt nicht zu den hohen Getreidepreisen. „Die Kostendeckung wird immer schwieriger“, erklärt Heiko Terno. Die Bauern ohne Vieh stünden besser da, denn sie könnten die hohen Marktpreise mitnehmen. „Dem gegenüber stehen Erzeugnisse wie Milch, die mit 35 Cent zu schlecht bezahlt werden.“
Der qualitative Ertrag aus Raps und Getreideernte sei weit hinter den Erwartungen der Landwirte zurückgeblieben. Doch gebe es auch Erfolge. „Mit Grünschnitt und Kartoffelernte sind wir durchaus zufrieden“, so Landwirt Terno. Auch die Maisernte werde sehr gut. Aufgrund der stärkeren Niederschläge habe bei den Kartoffelpflanzen aber auch mehr Pflanzenschutzaufwand betrieben werden müssen gegen Kraut- und Knollenfäule. Täte man das nicht in ausreichendem Maße, könnte die Phytophtera eine ganze Ernte vernichten. „Mit jedem Niederschlag wäscht der Schutz auf den Blättern ab“, erklärt der Landwirt. Bei fast 100 Litern Niederschlag im August hätten die Kartoffelpflanzen häufiger als sonst behandelt werden müssen. Preissteigerungen bei Lebensmitteln lassen sich weitestgehend auf die Entwicklung beim Rohölpreis zurückführen, erklärt Thomas Goebel. Dieser sei gestiegen, so auch die Erzeugerpreise. Des Weiteren seien die Weltbestände an Getreide insgesamt gesunken, abnehmende Vorräte sind ein weiterer Grund für gestiegene Preise. Von diesem Anstieg hätten die Landwirte jedoch nicht ausreichend partizipieren können. Niedrigere Qualitäten und Ertragseinbußen hätten die Preisvorteile größtenteils wieder aufgefressen.
Fotos: MiradaFotografie
Quelle: Lausitzer Rundschau
Text: Julia Siebrecht