13.10.2023
S(ch)ichtwechsel

Bundesweiter Aktionstag Schichtwechsel am 12. Oktober 2023 in Lübbenau/Spreewald: Menschen mit und ohne Behinderung tauschen für einen Tag den Arbeitsplatz.

Die Förderung der Integration von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt ist von entscheidender Bedeutung für eine inklusive und gerechte Gesellschaft. In einer Gesellschaft, die Vielfalt und Chancengleichheit proklamiert, muss es eine Selbstverständlichkeit sein, die gleichen Arbeitsbedingungen für alle Menschen zu schaffen. Denn Menschen mit Behinderung bringen wertvolle Fähigkeiten, Perspektiven und einzigartige Erfahrungen mit sich, die die Arbeitswelt bereichern können.

Ein solcher Aktionstag bietet Unternehmen und Organisationen eine wertvolle Gelegenheit, das Bewusstsein für die Bedürfnisse und Potenziale von Menschen mit Behinderung zu schärfen. Für die Teilnehmer ist es die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Talente zu präsentieren.

Der Aktionstag Schichtwechsel, initiiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für Menschen mit Behinderung e.V., trägt nicht nur zur Sensibilisierung sowie dem Abbau von Vorurteilen bei, sondern ermöglicht durch Erfahrungsaustausch und Kooperation, Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Aus dem Schichtwechsel wird somit ein Sichtwechsel!

Ein solcher Aktionstag kann auch als Startpunkt dienen, um beispielsweise inklusive Praktiken im Unternehmen zu etablieren und sich für soziale Verantwortung und Chancengleichheit einzusetzen. Diese Einschätzung teilt auch Jan Radtke, Inhaber des REWE Markts in Lübbenau „Wir haben bereits vor Corona gute Erfahrungen in einem unserer Märkte in Senftenberg gemacht. Leider hat die Integration auf dem 1. Arbeitsmarkt nach Corona damals nicht geklappt. Wir betrachten diesen Aktionstag daher auch als Neustart für uns und können uns sehr gut vorstellen, ausgelagerte Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt anzubieten“, so der Unternehmer weiter. 

David Nickel, Beschäftigter der AWO Spreewaldwerkstätten in Lübbenau/Spreewald, der im REWE Markt fleißig beim Regale einräumen ist, als wir ihn treffen, freut sich über diese Aussage. „Für mich wäre es ein riesiger Schritt, wenn sich aus diesem Aktionstag mehr für mich entwickelt. „REWE war mein erster Wunsch, weil die Arbeit hier gut für mich geeignet ist. Mir gefällt es prima“, gab der Ur-Lübbenauer ein erstes Fazit über seinen Akti-ons(arbeits)tag ab.  „Leider kann der „Gegenbesuch“ am Folgetag krankheitsbedingt nicht stattfinden“, schränkt Jan Radtke vom REWE Markt bedauernd ein, „aber das soll dem Gelingen des Projekts überhaupt nicht im Wege stehen“.

Bianca Broda, Fachbereichsleiterin der AWO Eingliederungshilfe im AWO Bezirksverband Brandenburg Süd e. V., blickt optimistisch auf die Ergebnisse des Aktionstags: „Aus der Erfahrung wissen wir, dass Unternehmen und Organisationen, die in die Einstellung von Menschen mit Behinderung investiert haben, diese Entscheidung auch im Nachhinein als Bereicherung und Zugewinn beurteilen“.
Im Rahmen eines Unternehmerstammtischs wurden anschließend die Kooperation in der Produktion und Dienstleistung sowie Möglichkeiten in der Schaffung von Praktikums- bzw. Arbeitsplätzen erörtert.

„Bereits seit 2018 bietet unser Betrieb einen ausgelagerten Arbeitsplatz für Beschäftigte der AWO Spreewaldwerkstätten“, so Philipp Guthke, Geschäftsführer des Autohaus Lowka. Neben dem Abbau von Berührungsängsten und Vorurteilen gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen freuen sich seine Mitarbeitenden über eine zuverlässige Arbeitskraft. „Natürlich gibt es auch Schwierigkeiten aber, wenn man sich darauf einlässt, kann die Zusammenarbeit gut gelingen.“

Text: AWO RV BBSüd/GWenzel